Durchschlafen

Baby schlafenDas gesunde Baby – das nachts einfach Hunger hat!

Ums Durchschlafen ranken sich viele „Märchen“ und oft genug wird der Satz “ schläft Dein Baby schon durch “ zum Horrorsatz für junge Eltern. Denn dem „nein, leider noch nicht“ folgt garantiert „waaas, Fritzchen … hat in diesem Alter schon lange durchgeschlafen ….“ und prompt beschleicht einem das Gefühl „irgendwas mache ich doch wohl verkehrt …“

Babys Schlaf-Rhythmus

hängt von vielen Faktoren ab. Zum einen spielt das Alter eines Kindes eine erhebliche Rolle. Je jünger ein Baby, umso mehr ist es auf die regelmäßige Einnahme seiner Mahlzeiten angewiesen. An der Nahrungsaufnahme hängt auch die Versorgung des Blutkreislaufes mit u.a. Glucose – also der Nahrung fürs Hirn. Nahrung macht nicht nur satt, sondern wird für alle Organfunktionen gebraucht. Deshalb ist ein permanenter Hunger-Zustand auch für die geistige und neurologische Entwicklung Einfluss nehmend. Es geht nicht nur um das Speckpölsterchen.

Muttermilch und muttermilchähnliche Anfangsnahrungen sind sehr leicht verdaulich, sie „durchlaufen“ schnell die einzelnen Verdauungsstationen, haben eine kurze Magenverweildauer (hier sitzt die Sättigungs-Zentrale), sobald sie im Darm angekommen ist, wird oben im Magen bereits das nächste Hungergefühl wieder wach.

Die Nahrungsmenge spielt bei manchen Babys nur eine untergeordnete Rolle. Man könnte annehmen, wenn ein Baby seine 150 – 200 ml Milchnahrung bei einer Mahlzeit zu sich nimmt, ist es mind. 4 – 5 Stunden satt. Das ist aber nicht immer so. Es gibt Babys, die trotz großer Milchmengen, im 2 Stundentakt Hunger haben . Sind diese Babys gestillt, kein Problem, es wird einfach nach Bedarf gestillt und die Babys werden fein rund. Bei Flaschenkindern beginnt hier schon eine stressige Zeit für die Eltern. Ständig soll gebremst werden, die Nahrungen werden hingezogen um das Baby ja nicht zu überfüttern ….

Ein natürlicher Schlaf- Wach- und Essrhythmus entsteht aber nur wenn Babys bei Hunger ihre Milchmahlzeit bekommen und zwar soviel wie sie brauchen um sich satt und wohl zufühlen – und im Gegenzug sollten sie auch nicht geweckt werden wegen einer Mahlzeit. Dieser Baby-Rhythmus ist nicht immer ideal an das Familienleben angepasst. Wir müssen uns nach dem Baby richten!

Eine ad-libitum-Ernährung (Bedarfsernährung) ist in jedem Fall eine ideale Voraussetzung für das einspielen eines guten Tages- und Nachtablaufs. Nach meiner Erfahrung bekommen die meisten Babys zum Abend hin mächtig Hunger . Sie wollen häufiger angelegt werden als zu den anderen Tageszeiten, oder ziehen zwei Flaschenmahlzeiten kurz hintereinander weg. Gewährt man den Kindern diese „Doppelportionen“, ist die Chance auf längere Nachtphasen höher, als wenn das Baby immer und immer wieder hingezogen wird damit es in „seinem“ Rhythmus bleibt.

Ich gehe mal ein Stück zurück in die Erfahrungswelt unserer Großeltern, die uns ja gerne mit Rat und Tat zur Seite stehen. Es gilt für beide Parteien zu verstehen, wie früher und heute die Füttersituation bei Babys ist/war.

 

Waren die Nächte früher wirklich ruhiger?

Fakt ist, Stillen wurde schon immer „nach-Bedarf“ empfohlen. Kaum eine Stillmutter hat früher wie heute ihr Kind nachts „hungern“ lassen. Ein hungriges Stillbaby wird und wurde selbstverständlich angelegt.

Die Stillquote vor 20 und 30 Jahren – und das ist die Erfahrungphase der heutigen Großeltern – war erheblich niedriger – es wurde sehr viel mehr aus der Flasche gefüttert bzw. mit Zwiemilch ernährt (wegen der ruhigeren Nächte?). Ich selbst habe 79 – 82 meine Ausbildung zur Kinderkrankenschwester gemacht. In dieser Zeit gab es zwar schon Pre-Nahrungen, aber Babys mit einem Geburtsgewicht von 3800 g und mehr, bekamen von Geburt an keine adaptierten Pre-Nahrungen sondern die damals normalen, teiladaptieren, gut sättigenden, Nahrungen. Was Heute als 2er Milch verkauft wird, war noch vor 15 Jahren von Geburt an. Vor 40 Jahren waren diese Nahrungen sogar auf 2/3 Milchbasis – jede Generation hatte Milchnahrungen für Ihre Kinder nach dem damaligen Wissensstand.

Wenn Heute  eine Oma sagt “ Du hast mit 6 Wochen durchgeschlafen “ und DU bist heute 20 oder 30 Jahre und warst nicht ausschließlich gestillt, so kannst Du davon ausgehen, dass Dich eine (nach heutigem Maßstab) 2er Milch im zarten Alter gesättigt hat. Ein hoher Stärkeanteil (teilweise höher als in den heutigen 2er Milchen) sorgte für eine lange Magenverweildauer. Und das machte stundenlang gut satt. Nicht Omas „gute“ oder konsequente Erziehung war es – nein, der Inhalt der Babynahrung ist natürlich mit entscheidend über Hungergefühle – auch in der Nacht.

Kurz und gut, die Oma hat Recht, wenn ihr Flaschenkind früher schneller und zuverlässiger durchgeschlafen hat. Sie hatte andere Milchnahrungen, die Zeiten waren anders. Aber sie war nicht die bessere, fürsorglichere Mutter! Ob ein Baby durchschläft – hat überhaupt nichts mit Erziehung zu tun.

Das wissen die Großeltern von Heute natürlich genauso wenig wie die Eltern eines Babys , dass es so gravierende Unterschiede bei den Flaschennahrungen gab.   Wenn Dir also die Oma ständig in den Ohren liegt,  dann kläre die Fakten. Die heutigen Nahrungen haben andere Ansprüche – nie gab es muttermilchähnlichere Milchnahrungen – und nie wurden Mütter (moralisch) beim nächtlichen Stillen so unterstützt wie heute. Und solange Dein Baby nachts Hunger hat … gib ihm die Brust oder Flasche – egal ob es 6 Wochen oder 6 Monate alt ist!!!!

Was kann ich tun, um das Durchschlafen zu fördern?

  • Stillen oder füttern nach Bedarf – die Chance auf ruhige Nachtstunden erhöht sich bei vielen Babys mit dem Sättigungsgrad bei den Tagesmahlzeiten. Sind Kinder tagsüber nach dem Essen satt und zufrieden – schaffen sie meistens auch einige Nachtschlafstunden. Auch hier hilft evtl. eine regelmäßige Gewichtskontrolle um „hungrig sein“ von anderen „unzufriedenen Gemütszuständen“ unterscheiden zu lernen.
  • Im Alter von 8 – 12 Wochen sind Abstände von 6 – 8 Stunden schon hervorragend und man spricht von „durchschlafen“. Aber auch ein Abstand von 3 oder 4 Stunden ist akzeptabel – denn normal. Selten wird es vorkommen dass Babys im 2 Stundentakt rund um die Uhr trinken wollen oder müssen. Ich hatte so ein Kind – mein zweiter Sohn (rund und dick) – zum Trost sei anderen Müttern gesagt – man überlebt es :o) und in einem Jahr ist alles vergessen.
  • Eine zusätzliche Mahlzeit aufzudrängen „wir wecken abends unser Kind …“ ist in der Regel keine Lösung. Es kann in Ausnahmefällen funktionieren – aber sollte nicht auf alle Kinder übertragen werden.
  • Verabschiede Dich von der Vorstellung, dass ein Baby die ganze Nacht schlafen muss. Je weniger hoch die Erwartung an dein Kind ist, desto leichter lässt es sich nachts aufstehen. Es ist normal, dass Babys nachts Hunger haben!
  • In Wachstums- und Entwicklungsschüben ist es fast üblich, dass nachts plötzlich wieder oder eine weitere Mahlzeit eingefordert wird. Einfach geben – die Natur regelt es meistens von alleine – nach einigen Tagen schläft das Baby wieder länger.
  • Brei aus der Flasche ist KEINE Lösung (siehe Beikost I)
  • Das Baby sollte alleine im Bettchen in den Schlaf finden …. siehe vorhergehende Seite!
  • Im zweiten Lebenshalbjahr wird es meistens besser mit längeren Schlafphasen in der Nacht. Auch hierfür ist wichtig, dass Dein Baby am Tag ausreichend große (kaloriengerechte) Mahlzeiten zu sich nimmt und weiterhin an Gewicht zu nimmt.
  • Die frühen Morgenstunden sind normal für die erste Milchmahlzeit. Dass Babys bis zu 12 Stunden durchschlafen gibt es, aber es ist die Ausnahme und sollte nicht die Orientierung für Dich sein.

Wann kann ich meinem Kind die Nachtmahlzeit(en) streichen?

Im 2. Lebenshalbjahr kann es einem Baby zugemutet werden in der Nacht länger durch zuhalten. D.h. Schlafphasen vom späten Abend bis in den (frühen) Morgen ohne Nahrungsaufnahme.

Bei Stillbabys ist es immer schwieriger zu sagen, wie viel Menge pro Mahlzeit aus der Brust genommen werden. Ein abschätzen ob das Baby durchhalten könnte ist daher viel schwieriger. Sobald 3 kaloriengerechte Beikost-MZ á ca. 200 g gefüttert werden plus Stillen morgens und evtl. zur Nacht reichen in der Regel aus. Eine Gewichtskontrolle ist ratsam – damit man einem Baby nichts an Nährstoffen nimmt.

Bei Flaschenbabys werden alle Mahlzeiten zusammengerechnet. Pro 24 Stunden darf ein Kind 4 – 6 MZ zu sich nehmen, bei einer Tagesmenge von 800 – 1000 ml/g. Sind die Mahlzeiten kaloriengerecht (siehe Beikost II) nimmt ein Baby auch automatisch zu. Ca. 100 g die Woche, mal etwas mehr, mal etwas weniger.

Unter dieser Vorraussetzung, kann man den Versuch starten dem Baby in der Nacht die Flasche oder Brust zu verwehren. Das was es nachts trinkt, wird es am folgenden Tag dann einfach mehr essen.

Der Speiseplan muss zunächst überprüft werden und mögliche Kalorien- und Nährstofflücken aufgefüllt. Ein Kind dass nicht genügend Kalorien und Nährstoffe bekommt, weil Mama bisher darauf nicht geachtet hat, muss mitunter nachts noch die Flasche oder Brust trinken um auf seinen Bedarf zu kommen. Siehe Beikost.

Bei unserem Jüngsten funktionierte es so: Erfahrungsbericht

Fakt war, der Knabe aß am Tag sparsam, um in der Nacht bis zum 10. Monat um 21.00 h; 23.00 h; 2.00 h; 5.00 h; gestillt zu werden. Ich stellte ihn in diesem Alter um auf eine sättigendere (?) Milumil 2 kf. Unser Sonnenschein kam weiterhin, gluckerte bis 200 ml pro Mahlzeit um danach jeweils gemütlich weiter zu schlafen.

Das war entschieden zuviel … und nach 3 Jahren wollte ich gerne auch mal wieder 5 Stunden am Stück schlafen.

Warum sind 5 Milchflaschen zuviel?

  • Milch nimmt den Appetit auf Breikost
  • es fördert die Bequemlichkeit vom Kind, Kaufaulheit etc.
  • bringt zuviel Milcheiweiß für ein großes Baby – in dieser Phase ist die kohlenhydratreiche Ernährung wichtig, nicht die Milch
  • die Mundhöhle kommt kaum dazu sich zu neutralisieren; ob Muttermilch oder Babynahrung, der Milchzucker und andere Kohlenhydrate sind Nährboden für Kariesbakterien ….

Vorgehensweise: Den ganzen Tag erzählte ich ihm schon „heute Nacht bekommst du um 2.00 h nix zu trinken“. Ich packte abends eine Matratze vor sein Gitterbett, besprach mit unserem knapp 3jährigen, dass er nachts zu Papa ins Bett darf, und Julian brüllen wird weil er seine Flasche nicht bekommt. Julian war übrigens 11 Monate.

So kam es auch. Der Süße wehrte sich über 2 Stunden lautstark, ich saß neben ihm auf der Matratze mit dröhnenden Ohren, und war einfach nur da. Ab und zu leises sprechen, nicht herausnehmen, kein Licht. Nach knapp 2.5 Stunden sank er erschöpft ins Bett – nachdem ich schon befürchtet hatte er nimmt das Gitterbett auseinander. Nach 30 Minuten Schlaf wurde er wach zur nächsten Mahlzeit. Die Vögel zwitscherte. Diese Flasche bekam er auch.

Ihr hättet mal sehen sollen, wie unser Sohn an diesem Tag sein Mittagessen verspeiste ….. er hatte richtig Appetit. Nächste Nacht gleiches Spiel. Es meuterte nur noch eine Stunde und schlief bis 5.00 – wieder eine Flasche.

3. Nacht, ich hatte gerade mein Kopfkissen unterm Arm um ins Kinderzimmer umzuziehen, ein kurzen knurren, seufzen, und siehe da, Sohnemann hatte seine Lektion gelernt – nix mehr Essen um 2.00 Uhr nachts.

Denk daran – keine Alternative zur Milchflasche bieten – sonst läufst Du in Zukunft wegen Durst oder dem Schnuller ….!!!!!

Nach 2 Wochen erledigte sich auf diesem Wege auch die 11.00 h Mahlzeit, was nur mit kurzem Gebrüll quittiert wurde (er hat daraus gelernt) die Abend- und Morgenflasche blieben ihm bis er 2,5 Jahre war. Von Stund an hat er tagsüber besser gegessen, aus unserem dicken Stillbaby ist in dieser Zeit allerdings ein dünner Hering geworden – trotz kaloriengerechtem Essen. Aber wer bis zu 50 ! mal am Tag auf Mamas Tisch steigt, der verbraucht halt Energie …..

Wirklich wichtig – diese Vorbereitung ist nötig!

Wenn Du der Meinung bist, Dein Baby kann es nur so wie unser Kind lernen, durch Erfahrung, dann beherzige bitte

  • Du musst 100 % dahinter stehen – auch der Vater und Geschwisterkinder dürfen nicht dazwischen gehen …
  • das schreien lassen ist wahnsinnig anstrengend – wenn es sehr lange geht – sobald Du es abbrichst (ich kann nicht mehr …) wird dein Baby erfahren, „ich musste so lange schreien bis Mama mich füttert – oh wie gemein“. Der Vertrauensverlust ist vorprogrammiert, der Lerneffekt hinüber.
  • Hältst Du die Situation aus, lernt Dein Kind, obwohl ich so wehre, ist Mama/Papa da, ich bin nicht allein, und wenn ich noch so sehr protestiere „es gibt nix zu Essen“. Erst nach dem Schläfchen – wenn Kind zu einer neuen Runde erwacht.
  • Ich würde nie zwei oder drei Mahlzeiten auf einmal weg nehmen. Denn das Baby hat ja Hunger. Und der Körper braucht eine Weile um sich umzugewöhnen. Deshalb in Etappen das ganze durchziehen.
  • Und das Baby sollte nach meinem Gefühl mindestens 8 Monate alt sein. Oft erledigt sich das „Durchschlafen“ schließlich von alleine.
  • Die Überprüfung des Speiseplans ist das A und O – wenn Dein Kind von Dir zu wenig Kalorien geboten bekommt, muss es sich nachts die Flasche/Brust holen. Also Gemüse, Obst-Getreide-Brei und Abendbrei bitte vorher überprüfen. Die Ess-Mengen selbst steigern sich dann nach einer hungrigen Nacht von alleine.
  • Nur zumuten und durchziehen, wenn das Kind gesund ist.
  • Manche Babys oder Kleinkinder regen sich so auf, dass sie das Bett verspucken. Abziehen, neu beziehen, keine Panik, weiter machen lassen. Sonst lernt das Kind „aha, wenn ich spucke bekomme ich meinen Willen“ und Du wirst sämtliche Trotzphasen mit einem spuckenden Kind durchleben.
  • Beim Luftanhalten, mit kalten Waschlappen das Gesicht „waschen“, Kinder holen so wieder Luft, trösten und weiter durchhalten. Auch das ist eine mögliche Überreaktion des Kindes – deshalb war es mir immer wichtig, daneben zu sitzen.
  • So wie es das Baby aushalten muss, muss es auch die Mutter oder der Vater aushalten!
  • Das Kind NICHT alleine lassen.

So liebe Leserin, lieber Leser, der letzte Part, ist meine persönliche Erfahrung mit einem Nacht-Esser aus Gewohnheit. Ich erhebe keinen Anspruch darauf, dass es pädagogisch 100 % richtig war. Und möchte, wie viele Dinge auf meiner Seite, es einfach als Erfahrungsbericht verstanden wissen. Jeder muss seine Grenzen selbst ausloten – für meine Gesundheit war es wichtig mal wieder zu schlafen – länger als 2 Stunden am Stück. (Bis dahin war ich bereits im 4. Jahr auf Schlafentzug)